Zumindest in der deutschen Buchlandschaft.
Die Heldin wird erpresst, soll durch kompromittierende Bilder in der Öffentlichkeit blossgestellt werden. Geschieht das, geht ihr Leben den Bach hinunter. Und jetzt schreie niemand: ‚Es gibt doch immer einen Ausweg!‘ Klar, den Erpresser mundtot machen.
Und da weigern sich natürlich Verlage, dass die Helding gleich am Anfang einen schwarzen Fleck auf die Weste kriegt.
Denn: die Heldin darf letztlich nicht beschädigt werden (sie muss für ihre Handlungen immer ein für die LeserInnen nachvollziehbares Motiv haben), denn sie ist die Identifikationsfigur. UND: die Protagonisten sprechen Tagesschaudeutsch.
So hat man es gern in den Verlagen. Dass Leserinnen (Testleserinnen) durchaus eine andere Meinung haben und durchaus der Entscheidung der Heldin zustimmen, geht bei Lektoren und Verlagen und Agenten unter. Selbst wenn darauf hingewiesen wird, dass es bei einem internationalen Contest (USA) der Roman in die vordersten Ränge geschafft hat, und das bei einer großen Konkurrenz, da bis zu 1.000 Scripts angenommen werden.
Da könnte sich die Frage ergeben: warum nicht einmal mutig sein als Herausgeber, könnte sich eventuell auch ein Film daraus machen lassen, wenn natürlich vorher erfolgreich das Buch an die Leserschaft gebracht wird. Aber so vermeidet ein Verlag, den Tagestraum von Lieschen Müller platzen zu lassen: Mein Gott, mein Gott, wie schaff ich es, aus dem Schlamassel raus zu kommen. Denn vorerst steht kein strammer Held da, der die Dame seines Herzens von aller Mühe und Plage befreit. Ja, und die Dame muss eben DENKEN, wie sie es schafft, ohne größere Blessuren den Fortgang des Geschehens in den Griff zu kriegen.